Transformationskonzepte für Personal und Struktur
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Transformationskonzepte für Personal und Struktur im Facility Management
Das Facility Management (FM) befindet sich im Wandel: Megatrends wie demografischer Wandel, Digitalisierung, Fachkräftemangel und Nachhaltigkeits-/ESG-Anforderungen prägen die Agenda. Zugleich nimmt die Bedeutung eines effizienten und nachhaltigen FM als strategischer Erfolgsfaktor zu. Diese externen Treiber erfordern ein Umdenken in Personal- und Organisationsstrukturen. In diesem Beitrag werden entsprechende Transformationskonzepte vorgestellt – unter Berücksichtigung verschiedener Organisationsformen (öffentlicher Dienst, Industrie, Dienstleister), theoretischer Fundamente (Change-Management, Personal- und Kompetenzentwicklung, Organisationsdesign) sowie typischer Anlässe (Strategieanpassungen, Effizienzprogramme, Kulturwandel, Reorganisationen).
Struktureller Wandel durch Personaltransformation
Herausforderungen
Digitalisierung: Moderne Technologien verändern Aufgaben und Arbeitsweisen im FM grundlegend. Laut Lünendonk-Studie werden Nachhaltigkeit, flexibles Workplace-Management und Automatisierung von Reporting als Schlüsselfelder der Digitalisierung im FM identifiziert. Über 60 % der Unternehmen planen aktuell, durch IT-Einführung und Prozessdigitalisierung Kosten zu sparen und effizienter zu arbeiten. Allerdings ist der Digitalisierungsgrad noch gering – etwa 61 % kooperieren noch nicht mit FMTech-Anbietern. Neue Anforderungen entstehen etwa durch BIM, CAFM-Systeme, Smart Building IoT und Plattformlösungen: FM-Mitarbeiter müssen IT-Kompetenzen erwerben und sich an digitale Schnittstellen anpassen.
Fachkräftemangel: Die Folge von Demografie und Ausbildungslage ist ein akuter Mangel an qualifizierten Fachkräften (z.B. Gebäudetechniker, Elektroniker TGA). In der FM-Branche setzt man deshalb zunehmend auf Quereinsteiger und gezielte Umschulungen. Eine gemeinsame Brancheninitiative berichtet, dass durch Umschulungsprogramme (z.B. für Automobiltechniker) bereits hunderte Neueinsteiger gewonnen wurden. FM-Anbieter verfügen oft über Erfahrung mit Quereinsteigern: „Seit jeher arbeiten wir mit vielen Quereinsteigern … Mit strukturierten Umschulungen und Einarbeitungen haben die meisten Unternehmen schon viel Erfahrung“.
Nachhaltigkeit und ESG: Klimaschutz, Energieeffizienz und regulatorische ESG-Vorgaben sind inzwischen zentrale Themen im FM. 72 % der befragten FM-Verantwortlichen sehen wachsende Nachhaltigkeitsanforderungen als Wachstumshemmnis. Gleichzeitig gilt – traditionell im FM verankert – das Ziel, den Ressourcenverbrauch im Gebäudebetrieb zu minimieren. Dies führt zu neuen Qualifikationsanforderungen (Green Skills) und Investitionen in energieeffiziente Technik. FM-Organisationen müssen daher etwa Energiemanagementsysteme implementieren und Mitarbeitende im Umgang mit nachhaltigen Betriebskonzepten schulen.
Eine Übersicht wichtiger Herausforderungen mit ihren Auswirkungen und möglichen Lösungsansätzen zeigt folgende Tabelle:
Herausforderung | Auswirkungen auf Personal/Struktur | Transformationsmaßnahmen |
---|---|---|
Demografie (Alterung) | Ältere Belegschaft, Wissensverlust, geringerer Nachwuchs | Wissenstransfer, Nachfolgeplanung, lebenslanges Lernen, Employer Branding, flexible Arbeitsmodelle |
Digitalisierung | Neue Tools/Prozesse, IT-Kompetenzbedarf, agile Arbeitsmodelle | Schulungen (CAFM/BIM/IoT), Prozessautomatisierung, Kulturwandel hin zu IT-Affinität |
Fachkräftemangel | Vakanzen, Überlastung, Know-how-Engpass | Recruitment aus anderen Branchen (Quereinsteiger), duale Ausbildung, Kooperationen mit Hochschulen, starke interne Personalentwicklung |
Nachhaltigkeit/ESG | Neue regulatorische Vorgaben, höhere Komplexität (Green Building etc.) | Green Buildings & Smart Buildings einsetzen, Schulungen zu Energieeffizienz, Integration von ESG-Kennzahlen im Controlling |
Herausforderungen: Demografie, Digitalisierung, Fachkräfte und Nachhaltigkeit
Demografischer Wandel: Alternde Belegschaften und ausbleibender Nachwuchs belasten FM-Teams. „Der demografische Wandel verschärft das Problem: Immer weniger junge Arbeitskräfte drängen auf den Markt“. Hinzu kommt, dass junge Generationen andere Arbeitsmodelle fordern (z.B. mehr Flexibilität, Work-Life-Balance), was Recruiting und Führung erschwert. In der Praxis berichten FM-Dienstleister von stark gestiegenem Fachkräftebedarf: 78 % nennen Personalmangel als größte Hürde. Gleichzeitig klagen Unternehmen über Wissenstransferprobleme, wenn erfahrene Mitarbeiter ausscheiden.
Organisationskontexte und FM-Organisation
Facility Management gliedert sich je nach Trägerstruktur unterschiedlich. Im öffentlichen Sektor dominieren häufig starre Haushaltsvorgaben, Vergabeformalitäten und Mitbestimmung; FM-Aufgaben sind oft intern angesiedelt oder über PPP-Verträge vergeben. Industrieunternehmen hingegen fokussieren FM auf den störungsfreien Betrieb großer Produktionsanlagen, wo Wartung, Arbeitssicherheit und Anlageneffizienz im Vordergrund stehen. In Dienstleistungsbranchen (z.B. Banken, IT-Firmen) stehen flexible Raumkonzepte, New Work und hohe Nutzerzufriedenheit im Mittelpunkt. Generell gilt: „Eine FM-Organisation muss sich an den Primärprozessen des jeweiligen Unternehmens ausrichten“. Jede Branche (Krankenhaus, Behörde, Fabrik etc.) entwickelt daher spezifische FM-Strukturen.
In der Aufbauorganisation des FM werden Aufgaben und Hierarchien klar definiert. Typischerweise gibt es eine zentrale FM-Abteilung, die Planung, Steuerung und Überwachung aller FM-Prozesse bündelt. Diese setzt sich oft aus spezialisierten Teams zusammen (z.B. Gebäudemanagement, Flächenmanagement, Energiemanagement, Sicherheits- und Umweltmanagement). Die Struktur kann formal-hierarchisch oder funktional aufgebaut sein. Wichtig ist dabei eine Ausrichtung an Unternehmenszielen und eine enge Abstimmung mit Schnittstellen (IT, HR, Finanzen).
Personal- und Kompetenzentwicklung im FM
Personalentwicklung ist heute ein integraler Bestandteil der strategischen Planung: „Personalentwicklung ist ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensstrategie und leistet einen bedeutenden Beitrag zum langfristigen Erfolg”. Mit gezielten Bildungs- und Trainingsmaßnahmen können FM-Mitarbeiter ihre Fähigkeiten gezielt ausbauen und an ein sich wandelndes Arbeitsumfeld anpassen. Kompetenzentwicklung im FM ist ein kontinuierlicher Prozess, um technische, organisatorische und kommunikative Kompetenzen der Belegschaft zu stärken. Dies umfasst interne Schulungen, externe Fortbildungen sowie praxisnahe Trainings (z.B. Cafm-Schulungen, TGA-Seminare oder Weiterbildungen zu Nachhaltigkeitsthemen).
Einige Praxisansätze sind in der Branche etabliert: Strukturierte Weiterbildungsprogramme und Weiterbildungspflichten helfen, Qualifikationslücken zu schließen. Zudem werden vermehrt Quereinsteiger-Programme genutzt – etwa durch die Anwerbung von Technikern aus anderen Industrien und anschließende Umschulungen. Mentoring und Coaching spielen ebenfalls eine Rolle, um Wissen zu teilen und Karrierewege aufzuzeigen. Insgesamt zielt die Personalentwicklung darauf ab, Mitarbeiter fit zu machen für neue Technologien und Prozesse: So stellt die Personalentwicklung sicher, dass die Belegschaft „neue Technologien versteht und effektiv nutzen“ kann und über ein „fundiertes Verständnis für nachhaltige Praktiken“ verfügt.
Change-Management-Modelle und Organisationsdesign
Veränderungsprozesse im FM sollten methodisch begleitet werden. Klassische Change-Management-Modelle bieten bewährte Handlungsleitfäden. Beispielsweise beschreibt Kurt Lewin den Wandel in den drei Phasen „Auftauen – Verändern – Einfrieren“. Jeff Hiatt’s ADKAR-Modell geht vom Individuum aus und nennt fünf Erfolgsfaktoren: Awareness (Verständnis), Desire (Wunsch zur Veränderung), Knowledge (Wissen), Ability (Fähigkeit) und Reinforcement (Stärkung). John Kotter ergänzt dies um ein 8-Stufen-Modell (von Dringlichkeit erzeugen bis zur Verankerung in der Kultur), das für klare Abfolgen sorgt. Solche Modelle helfen FM-Leitern, Change-Projekte zu strukturieren – z.B. beim Einführen neuer CAFM-Systeme oder bei kulturellen Anpassungen.
Im Organisationsdesign geht es darum, Strukturen gezielt anzupassen. Eine gut konzipierte FM-Organisation legt klare Rollen fest und minimiert Schnittstellen. Das FM-Connect-Handbuch empfiehlt, die Aufbauorganisation strikt an den Unternehmenszielen auszurichten. Dabei kann zwischen dem hierarchischen Modell (klare Verantwortungshierarchie) und funktionalen Modellen (Organisation nach Fachbereichen) gewählt werden. In Transformationsprojekten werden zunehmend prozessorientierte oder agile Strukturen etabliert, etwa durch cross-funktionale Projektteams oder Shared-Service-Center. Wesentlich ist in jedem Fall, dass Kommunikationswege klar sind und Verantwortlichkeiten transparent geregelt bleiben.
Mehrere Auslöser können eine Transformation notwendig machen:
Strategische Neuausrichtung: Bei veränderter Unternehmensstrategie muss auch FM umgebaut werden. Beispielsweise erfordert ein neues Geschäftsmodell oder eine Fusion oft die Integration/Reduktion von FM-Leistungen. Das FM-Team muss sich dann an geänderte Unternehmensanforderungen anpassen, da das FM „zuständig ist für die Realisierung der strategischen Anforderungen eines Unternehmens“.
Effizienz- und Kostendruck: Wirtschaftliche Zielvorgaben können Verschlankungen erzwingen. Häufiger Einsatz von Digitalisierung (CAFM, Smart Building) und Lean-Prinzipien strebt Prozessoptimierung und Kostensenkung an. So zeigt die PwC-Studie: 62 % der Unternehmen wollen durch IT-Einsatz effizienter arbeiten. Dies kann umfassende organisatorische Änderungen (z.B. Automatisierung routinemäßiger Aufgaben) nach sich ziehen.
Kultureller Wandel/New Work: Neue Arbeitsformen (Homeoffice, flexible Teams, digitale Zusammenarbeit) verlangen ein anderes Führungs- und Arbeitsumfeld. Ältere FM-Strukturen mit fixen Anwesenheitszeiten weichen einem mobilen Arbeiten. Generationsübergreifende Ansprüche (siehe Demografie) können zu Spannungen führen, wenn Organisationen nicht reagieren. Transformationsmaßnahmen können hier etwa partizipative Führungsmodelle oder agile Arbeitsmethoden sein.
Strukturelle Reorganisation: Externe Ereignisse wie Fusionen, Veräußerungen oder die Entscheidung für Outsourcing verändern die FM-Struktur. So muss beim Wechsel von Inhouse- auf Fremdleistung die Aufbauorganisation neu definiert werden. Eine sorgfältige Neugestaltung der Aufbau- und Ablauforganisation stellt in diesem Fall sicher, dass Aufgaben weder doppelt vergeben noch vergessen werden.